Vielleicht doch Homöopathie?

Es war ein kleiner Ausschlag am Unterarm. Die Stelle juckte immer wieder.
Sie waren in der Apotheke und die freundliche Apothekenhelferin wusste auch gleich um eine Salbe, die dieser Beschwerde ein Ende machen kann. Klasse!
Nach nur zwei Tagen ist der Ausschlag verschwunden und Sie begeistert.

Einige Zeit später entdecken Sie erneut eine kleine Stelle. Diesmal am Knie.
Aber Sie haben ja noch die Salbe, was ein Glück!

Voller Zuversicht, dass es nicht lange dauern wird bis das Problem gelöst ist, schmieren Sie die juckenden Hautpartien ein.

Nach Wochen ist der Ausschlag noch immer nicht verschwunden.
Das Jucken hört nicht auf. Sie beobachten genaustens.
Schließlich verlassen Sie einige Zeit später eine Hautarztpraxis mit einem Rezept für eine Salbe. Diese wird in der Apotheke handgefertigt nach Rezeptur.
Extra für Sie! Individueller geht es nun wirklich nicht!

Sie benutzen die Salbe und siehe da: Nach ein paar Tagen ist nicht nur die Stelle, sondern auch der lästige Juckreiz verschwunden.
Sie leben ihr Leben weiter und sind geheilt!
Endlich!

Nach einigen Monaten erneut Hautausschlag. Diesmal an mehreren Stellen.
Nun sind Sie mittlerweile verzweifelter.
Und es interessiert Sie, wieso es immer wieder kommt, wieso es nicht weggeht.
Was stimmt nicht, was kann das sein?

Wir seien mittlerweile nun mal empfindlicher als früher und Umweltgifte und Ernährung spielten eine große Rolle, weiß der Arzt.
Das beeindruckt Sie. Ja, dies ist er also, der ganzheitliche Blick.
Er wolle auch nur ganz wenig Cortison dazu mischen lassen. So nett!

Es hilft. Leider hilft es nicht lange. Sie benötigen doch die stärkere Dosis um endlich Ihre Ruhe zu haben.
Sie haben Ruhe. Dann wieder nicht. Dann wieder doch. Bis es immer wieder nach einer Zeit wieder von vorne beginnt.

Es juckt und zwickt. Es juckt und zwickt und stört. Sie kratzen, schmieren, verzweifeln und hoffen immer wieder aufs Neue.
Mittlerweile sind Sie Dauergast in der Arztpraxis.

Aber Sie halten es nicht weiter aus und nun beschäftigen Sie sich selbst mit Ihrer Krankheit. Sie suchen einen Weg zur Heilung.
Sie hören von Haut- und Allergietests. Sie lesen von Stuhluntersuchungen und Darmreinigung. Irgendwas mit Entgiftungen und Ausleitungen, von Schüssler Salzen und, dass Homöopathie eine Möglichkeit sein könnte, da hier nicht nur sichtbar vorhandene Symptome im Vordergrund stehen, sondern die ganzheitliche Heilung und somt auch die Betrachtung des ganzen Menschen.

Das erste Mal vielleicht fällt Ihnen auf, dass Ihr bisheriger Weg kein Weg zur Heilung war, sondern lediglich zur wiederholten Behandlung.
Und so entscheiden Sie sich nach Monaten oder auch Jahren, einen neuen anderen Weg zu gehen und den alten zu verlassen.

Sie lesen, dass bei Homöopathen, der erste Termin fast zwei Stunden dauert, in der Sie auch noch sonderbare Dinge gefragt werden würden.
Wie z.B. ob Sie sich am Meer oder im Gebirge besser fühlen. Ob Sie schon einmal Asthma hatten, wie dieser behandelt wurde und ob er gar einfach „unterdrückt“ wurde. Ob es Ihnen schwer fällt zu warten, wie Sie mit Trost umgehen, ob Sie weinen können, ob Sie schwitzen, wenn ja wo und vor allem wie stark usw.!

Obwohl Sie das recht interessant finden, können Sie sich nicht erklären, was das mit Ihrem Hautausschlag zu tun haben soll!

Vielleicht werden Sie sogar misstrauisch und vermuten, dass es sich hierbei nur um Geldmacherei handeln kann.
Auch Ihr Arzt bestärkt Sie in Ihrer Vermutung. Alles nur Placebo! Und dem Arzt kann man vertrauen.
Er hat schließlich Medizin studiert und deshalb kennt er natürlich auch jegliche Möglichkeiten an Behandlungen und Therapien und weiß als einziger, ob sie überhaupt was taugen.
Tja und die Homöopathie, vor allem die Homöopathie… sei ja praktisch eine Behandlung mit einem Hauch von Nichts, verteilt im Gardasee, von dem man ein Teelöffel in eine Flasche Wasser füllen würde, um davon dann noch einmal eine Auflösung zu nehmen!
Was bitteschön soll das an der Haut oder überhaupt irgendwo heilen können?!
Klar, das kann nun wirklich nicht funktionieren. Recht hat er!

Dann erzählt Ihnen die Nachbarin, dass deren Schwester genau so ein juckendes Ekzem hatte. Mit einem Naturheilmittel wäre sie das Problem losgeworden. Ob sie mal nachfragen soll, was das war? Natürlich soll sie!
Und die Nichte des Arbeitskollegen Ihrer Freundin war mit ihrem Hautproblem auch bei jemandem. Nachdem sie bei Vollmond Löwenzahnblätter in die Luft werfend um einen Erlenbaum gehüpft war, habe sie Ruhe gehabt.
Sie selbst mögen aber nichts dergleichen tun.

Wie gut, dass in der Nähe eine neue Apotheke aufgemacht hat. Ein Versuch ist es wert.
Schließlich haben Sie immer gute Erfahrungen in der Apotheke gemacht.
Schließlich hat man Ihnen in der Apotheke immer schnell etwas empfehlen können.
Schließlich wissen die dort immer alles.
Sie schildern Ihre lange Odyssee und die engagierte Dame hinterm Schalter hört zu und bittet Sie, kurz zu warten. Sie wüsste da was. 
Zurück kommt sie mit einem Fläschchen. TADA! Ein Mittel, was bei trockenen und juckenden Ekzemen gern genommen wird. Eine Mischung der am meisten angewendeten homöopathischen Mittel bei Hautkrankheiten in einem einzelnen Mittel. Und da es sich hier nicht um Cortison oder dergleichen handelt, gäbe es auch nichts zu befürchten. Keine Nebenwirkungen. Ganz sanft. Klar, das leuchtet Ihnen ein.
Ob Sie es damit mal versuchen wollen würden. Sie würden wollen!

In nur einer Anwendung haben Sie nun die besten Mittel zusammen! Toll!
Das ist wie Himbeergelee auf Schokoladeneis im Käsekuchen.

Sie haben es endlich geschafft! Nun sind Sie von der dunklen Seite der chemischen Schulmedizin auf die sanfte Seite der Homöopathie gewechselt.
Nun kann es aufwärts gehen!

Nach mehreren Wochen 3-mal täglich fünf Globuli auf der Zunge zergehen lassen, haben Sie keine Hoffnung mehr, dass Ihnen dieses Mittel noch irgendwie weiterhelfen kann.

Sie sind wieder verzweifelt.
Sie haben alles versucht und sogar die Homöopathie hat Ihnen nichts gebracht!
Kein Wunder. Ist ja eh nur hundertmillionenfach Verdünntes, von etwas, in einem riesen Gardasee!

Und nach einer Zeit irgendwann… lesen Sie etwas von „Homöopathischen Prinzipien“, „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“.  Sie lesen, dass Homöopathie (also Einzelmittel nach dem Ähnlichkeitsprinzip und der Berücksichtigung aller Zeichen und individuellen Symptome nebst ausführlicher Anamnese) individuell ausgesucht wird. Das nicht das Mittel, was dem einen geholfen hat, Ihnen ebenso hilft.
Und es taucht nun doch ein kleiner Zweifel auf.
Was haben Sie denn dann bisher versucht und dann sogar verflucht?
War das wirklich Homöopathie?
Jetzt doch noch einmal „richtig“ versuchen?

Erkennen Sie sich wieder? So, oder so ähnlich geht es vielen Menschen (auch bei anderen Erkrankungen) bis sie den Weg zur Homöopathie finden.

Songün Demirol-Yilmaz, Heilpraktikerin
Saarbrücken, August 2013

www.praxis-dynamis.de